Mann nimmt seine Maske ab

Endlich ich

Die Ereignisse haben mich entblößt.
Alles, was einst wichtig erschien, verflüchtigte sich wie Rauch,
und das, was ich war – was ich vergessen hatte – kam wieder zum Vorschein.
Mit meinen Schwächen, mit meinen Stärken.
Endlich ich.

Ohne Filter, ohne Zufluchten,
ohne Ausreden, ohne Rechtfertigungen.
Zerbrechlich, schutzlos, menschlich.
Endlich ich.

Mit diesem Ich muss ich mich nun auseinandersetzen,
mit diesem Bewusstsein werde ich meine Entscheidungen treffen.
Bereit, dem Leben entgegenzutreten – ohne mich weiter zu verstecken.

Die Masken sind gefallen.
Das ist mein wahres Gesicht.
Es gibt keinen Grund mehr zu spielen.

Es gibt Erlebnisse, die dich kaum verändern,
und andere, die dich für immer verwandeln.
Existenzielle Erfahrungen.
Sie lassen dich allein. Mit dir selbst.
Und in dieser Einsamkeit beginnst du, dich selbst zu sehen.

Ich weiß nicht, ob es der Schmerz war,
oder die Zeit, die erst den Körper, dann die Seele gegraben hat.
Vielleicht beides.

Sich nackt zu fühlen, ist beunruhigend.
Es gibt keine Haltepunkte mehr,
niemanden, der dich vor deiner eigenen Wahrheit schützt.

Und ich sage dir etwas:
Ich habe Angst.
Angst, nicht zu genügen, zu versagen.
Diese Ängste waren immer da.
Ich habe sie verborgen, als Stärke verkleidet.
Aber jetzt klopfen sie an.
Und ich fliehe nicht.

Ja, sie machen mir Sorgen.
Aber ich glaube, ich bin bereit.
Ich muss niemandem mehr etwas beweisen.
Ich habe gelebt.
Nicht alles, nicht perfekt.
Aber intensiv.
Und das ist meine einzige Waffe.
Und sie genügt.

Und jetzt – lassen wir es uns eingestehen:
Nichts wird je wieder sein wie früher.
Und vielleicht ist genau das meine Stärke.

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