Gerade in diesen schlaflosen, ruhelosen Nächten wird der Atem schwerer, unregelmäßiger, angespannter. Als ob der Körper im Dunkeln spürte, dass etwas Lebenswichtiges fehlt. Als ob der Mangel sich in den Lungen einnistet und von dort aus zum Herzen, zum Kopf und zu den Augen aufsteigt, die sich nicht schließen können.
Ich habe zu spät erkannt, wie wertvoll das war, was ich hatte. Nicht weil ich es nicht geliebt hätte. Sondern weil die Liebe, wenn sie mit dem Alltag verflochten ist, sich mit Gewohnheit vermischt. Man lebt sie, ohne sie laut auszusprechen. Man atmet sie ein, ohne es zu merken – wie Luft.
Dann fehlt die Luft. Und Panik setzt ein. Und jeder Gedanke wird zum Bedürfnis. Und jedes Schweigen wiegt wie ein Fels.
Jetzt ist jede liebevolle Geste ein Versuch, von vorne anzufangen. „Ich liebe dich“ auf tausend Arten zu sagen, als könnte die Zeit zurückkehren. Aber die Zeit kehrt nicht zurück. Die Abwesenheit schon. Jeden Tag. Pünktlich. Grausam. Endgültig.
Es tut mir leid, dass ich es erst so erkannt habe. Auf diese Weise. So extrem. So schmerzhaft. So menschlich.
Vielleicht ist es wie mit der Jugend. Solange man sie lebt, merkt man nicht, wie hell und einzigartig sie ist. Man geht durch sie hindurch wie durch irgendeine Jahreszeit, abgelenkt, überzeugt, dass sie ewig dauert. Und wenn sie vorbei ist, vermisst man sie mit einer beißenden Sehnsucht.
So war es mit der Gegenwart meiner Kinder. Sie war meine glückliche Jahreszeit. Und ich wusste es nicht. Oder vielleicht doch – aber nicht genug. Nicht so wie jetzt. Jetzt, wo jede Nacht sich wie ein Winter dehnt. Jetzt, wo jedes Schweigen schwerer wiegt als tausend Worte. Jetzt, wo meine Liebe nicht mehr ausreicht, um sie nah bei mir zu halten.