moralische Verurteilung

Aus voller Bewusstheit und im Schweigen der Gerichte ausgesprochen

Ich werde niemals vergessen
dein ausdrucksloses Gesicht,
dein Schweigen,
deine Gleichgültigkeit —
ein Gemisch aus Undankbarkeit
und narzisstischer Machtdemonstration.

Ich werde den Hass auf mich nicht vergessen,
dafür, dass ich deine Jugend verbraucht habe.
Den Hass, mich nicht zerstören zu können.
Einen Hass, der die Luft durchschnitt
und deine Nasenflügel füllte.

Ich werde niemals vergessen,
wie du nicht gezögert hast, zu opfern,
was wir nie voneinander trennen können,
und was uns, trotz allem,
zwingt, niemals ganz ohne einander zu sein.

Ich werde die schlaflosen Nächte nicht vergessen,
durchzogen von Schmerz und Verzweiflung.
Ich werde das Weihnachten nicht vergessen, allein verbracht,
in einer Stille, härter als der Tod,
ohne auch nur mit meinen Kindern sprechen zu können.
Das hast du Gerechtigkeit genannt.
Ich nenne es Grausamkeit.

Ich werde niemals vergessen,
wie du meine Gefühle ausgenutzt hast,
wie du mit meinen Emotionen gespielt hast,
wie du mich mit Methode provoziert hast,
um eine Reaktion hervorzurufen,
die du dann kalt als Beweis gegen mich notiert hast.
Du hast deine Strategie mit meinem Schmerz gebaut.

Ich werde niemals vergessen,
wie du mich für deine eigenen Zwecke benutzt hast.

Wie du heute meine Rolle in deinem Leben leugnest,
während du doch Gefangene bleibst
des Dilemmas zwischen Abhängigkeit
und deinem Drang, deinen Wert zu beweisen.

Ich werde niemals vergessen,
wie du mit gezinkten Karten gespielt hast,
in einem verdorbenen System,
das dich empfangen hat
in der Rolle, die dir am besten liegt:
die der armen, verletzten Frau.
Du hast gespielt – und man hat dir geglaubt.
Du hast gelogen – und man hat dich belohnt.

Ich werde nicht vergessen
dein Lächeln,
dein zur Schau gestelltes Glück,
während ich in Schmerz ertrank.

Aber vor allem
werde ich nicht vergessen,
dass du kein Mitleid verdienst.
Denn Mitleid
gehört dir nicht.

Und das Leben wird dir früher oder später
die Rechnung präsentieren.
Um dich daran zu erinnern,
wie erbarmungslos du mit mir warst —
und ohne meine Hilfe
wird das Lügengebäude, das du errichtet hast,
mit dir zusammenbrechen.

Nicht dein Gewissen.
Denn dir ein Gewissen abzuverlangen,
ist eine Übung ohne Ziel.

Nicht die offizielle Gerechtigkeit der Gerichte,
zu taub und zu blind,
verschanzt hinter dem Schutz der vermeintlich Schwächeren.

Sondern eine moralische Verurteilung – still, unausweichlich, eingeschrieben in die Kräfte, die das Universum zusammenhalten..

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