...und wenn ich von Mitgefühl spreche – im tiefsten und etymologischen Sinne des Wortes –, kann ich nicht anders, als an meine Kinder zu denken.
Kinder, die keine Schuld tragen, aber heute den höchsten Preis zahlen müssen: den Preis, nicht beide Eltern an ihrer Seite zu haben.
Aber vielleicht irre ich mich.
Vielleicht ist das Konzept der Doppel-Elternschaft nur ein Slogan, ein Etikett, das in Richtlinien gerne präsentiert wird, in der Realität aber jeden Tag schamlos geleugnet wird.
Vielleicht ist die Vaterschaft selbst kein Wert mehr, sondern ein zu beseitigender Makel.
Zu nah an Autorität, zu schwer zu kontrollieren, zu emotional unvorhersehbar.
Vielleicht ist die Vaterfigur eines der letzten Hindernisse auf dem Weg zu einem sozialen Ideal geworden, das keine echten Beziehungen mehr zulässt, sondern nur noch fluide, anpassbare, neutralisierte Rollen.
Eine Gesellschaft, in der der Mensch, zunehmend vereinzelt und atomisiert, lernen muss, nicht zu sehr zu lieben, nicht zu sehr zu widerstehen, nicht zu viel zu denken. Nur zu gehorchen.
Und in diesem Szenario ist es ein Akt des Widerstands geworden, Vater zu sein – im tiefen, emotionalen, vollständigen Sinn.
Und vielleicht bin ich auch deshalb heute hier, in einem Gerichtssaal.
Es tut mir leid, aber ich kann mich diesem Modell nicht anpassen.
Ich bin zu alt – oder vielleicht einfach zu klarblickend –, um so zu tun, als sei all das normal.
Zu stur, um mich einem neuen Glauben zu beugen, der die Wörter Vater, Mutter, Bindung abgeschafft hat.
Ich will nicht fluide, anpassbar, austauschbar werden. Ich bin ein Vater. Ein Mann, der geliebt, aufgebaut und durchgehalten hat.
Und wenn ich heute hier stehe, dann nicht, um Verständnis zu suchen. Sondern um laut zu sagen, dass ich existiere und mich nicht schäme für das, was ich war.